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Befragung
Definition
Befragung ist die Form der Datenerhebung, bei der mittels gezielter Kommunikation das menschliche Erleben und Verhalten erfasst wird.
Voraussetzungen
Bei der Befragung im wissenschaftlichen Kontext sollten unter anderem folgende Voraussetzungen erfüllt sein (vgl. Trautner, 1997):
- Verständlichkeit: Die gestellten Fragen müssen vom Befragten verstanden und deren Inhalte über alle Befragten hinweg gleich erfasst werden.
- Keine Suggestivität: Fragen sollten nicht von vornherein eine bestimmte Antwort nahelegen.
Befragungsarten
Befragungsarten
Folgende Arten der Befragung können voneinander unterschieden werden (Hoppe-Graff, 1998; Trautner, 1997):
- Mündlich versus schriftlich: Befragungen können mündlich oder schriftlich erfolgen. Bei der mündlichen Befragung stellt ein Befrager zumeist einer einzelnen Person Fragen, während bei der schriftlichen Befragung häufig mehrere Personen gleichzeitig, jedoch getrennt voneinander, einen Fragebogen vorgelegt bekommen. Derartige Gruppenuntersuchungen sind oft deutlich ökonomischer.
- Strukturiert (standardisiert) versus unstrukturiert (unstandardisiert): Befragungen können sich hinsichtlich ihrer Strukturierung bzw. Standardisierung unterscheiden. Bei standardisierten Fragen werden Wortlaut und Reihenfolge der Fragen sowie Details der Befragungsvorgehensweise genau festgelegt. Im Gegensatz dazu ergibt sich das Vorgehen der unstandardisierten bzw. freien Befragung aus der Interaktion zwischen Befrager und Befragtem. Man orientiert sich dort höchstens an einem allgemeinen Leitfaden bezüglich der anzusprechenden Themen. Diese Form der Strukturierung wird auch als semi-strukturierte bzw. partiell standardisierte Befragung bezeichnet.
- Offenheit versus Geschlossenheit: Offene Fragen erlauben dem Befragten, die Frage frei und in eigenen Worten zu beantworten. Bei geschlossenen Fragen werden verschiedene Antwortmöglichkeiten vorgegeben (z.B. "trifft zu", "trifft nicht zu"), aus denen der Befragte auswählen muss. Dadurch besteht die Gefahr, dass dem Befragten keine passenden Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die Überführung der Antworten in Zahlwerte für die spätere Datenauswertung ist bei geschlossenen Fragen allerdings meist deutlich einfacher als bei offenen Fragen.
- Befragung der Person versus Befragung von Dritten: Wird die Person selbst befragt, spricht man auch von einer direkten Befragung bzw. Selbsteinschätzung. Bei der Fremdeinschätzung, d.h. Befragung von Dritten (z.B. Verwandte, Bekannte, Vorgesetzte u.Ä.), äußern sich diese über das Verhalten der zu untersuchenden Person. Beispielsweise kann man Eltern über die Verhaltensentwicklung ihrer Kinder befragen.
- Online versus Offline: Befragungen können sowohl in herkömmlicher Form mit Papier und Bleistift durchgeführt werden als auch in elektronischer Form. Sofern die Befragung in elektronischer Form internetbasiert ist, spricht man von einer Online-Befragung. Hierbei wird der Fragebogen von Versuchsteilnehmern im Webbrowser ausgefüllt. Nicht internetbasierte Befragungen stellen Offline-Befragungen dar.
- Befragung innerhalb versus außerhalb von Versuchsräumen: Befragungen können in Versuchsräumen oder an anderen Orten durchgeführt werden (z.B. in der Wohnung des Befragten). Dies gilt sowohl für Online- als auch Offlinebefragungen. Meist können störende Einflüsse in Versuchsräumen besser ausgeschaltet werden. Der Aufwand für die Anfahrt und Ähnliches ist dabei jedoch höher.