Befragung
Befragungsformen
Außerdem sind folgende Formen voneinander abzugrenzen (vgl. Hoppe-Graff, 1998; Lohaus, 2007; Trautner, 1997):
- Exploration und Interview: Bei dieser mündlichen, häufig semi-strukturierten Befragungsform existiert aufgrund der Gesprächssituation eine interpersonelle Beziehung zwischen Versuchsleiter (Interviewer) und Versuchsteilnehmer (Befragtem). Diese Beziehung beeinflusst – insbesondere beim unstrukturierten, erkundenden Interview – den Gesprächsverlauf und die Antworten der Probanden. Interviews können bei Kindern ab vier Jahren beziehungsweise – durch Verwendung besonders einfacher Wörter und Sätze – bereits etwas früher eingesetzt werden.
- Puppenspielinterview: Beim Puppenspielinterview wird Kindern während des Interviews Gelegenheit zum Spielen mit Puppen geboten. Das Kind soll sich dabei durch das Puppenspiel äußern, indem es beispielsweise einen Dialog zwischen Puppen führen soll, die Eltern und Geschwister repräsentieren. Puppenspielinterviews kommen besonders bei klinischen Fragestellungen zum Einsatz und enthalten Elemente projektiver Verfahren. Heutzutage werden anstelle von Puppen zunehmend Lego oder Playmobil-Figuren eingesetzt.
- Bildwahlverfahren: Bei diesem mündlichen Verfahren werden zwei Bilder gezeigt, wovon eines nach einem bestimmten Kriterium ausgewählt werden soll. Dabei können bestimmte Fragen zu diesen Bildern gestellt werden oder es soll eine vom Versuchsleiter begonnene Geschichte zum Bild fortgesetzt werden. Wie das Puppenspielinterview ist das Bildwahlverfahren eng mit der Datenerhebung projektiver Verfahren verknüpft.
- Erzählungen: Erzählungen können spontan oder angeleitet auftreten. Spontan geäußerte Erzählungen sind beispielsweise im Rahmen von Tagebuchstudien typisch. Gegenüber fremden Personen sind spontane – im Vergleich zu angeleiteten – Erzählungen allerdings selten anzutreffen. Angeleitete Erzählungen besitzen darüber hinaus den Vorteil, dass die Aufmerksamkeit des Befragten in eine Richtung gelenkt werden kann. Häufig wird dabei eine hypothetische Situation in Form eines Satzes oder einer Geschichte vorgegeben und die Versuchsperson um eine Fortsetzung gebeten.
- Provozierte Niederschriften: Eine provozierte Niederschrift ist eine angeleitete Erzählung in schriftlicher Form. Beispiele sind Aufsätze und Satzergänzungsmethoden, bei denen Probanden einen Aufsatz schreiben, eine Geschichte zu Ende erzählen oder einen Satz vervollständigen sollen. Sie sind für Kinder im Schulalter eher geeignet als Puppenspielinterviews oder Bildwahlverfahren, lassen sich aber ebenso mit projektiven Verfahren in Verbindung bringen. Provozierte Niederschriften sollen unter anderem Aufschlüsse über soziale Beziehungen, Selbstkonzepte sowie motivationale und emotionale Verhaltensaspekte liefern.
- Soziometrische Verfahren: Diese Verfahren gehen auf Moreno (1951) zurück und dienen der Erfassung sozialer Gruppenbeziehungen. Beispielsweise werden die Mitglieder einer Schulklasse gefragt, neben welchem Mitschüler sie am liebsten (nicht) sitzen möchten. Aus den Angaben wird ein Soziogramm erstellt. Dieses gibt Auskunft über die sozialen Beziehungen der Gruppenmitglieder (z.B. über die Beliebtheit und Freundschaften einzelner Schüler).
soziometrische Verfahren
Weitere Befragungsformen wie etwa Persönlichkeitsfragebögen, Frageninventare und Skalen zu Einstellungen und Interessen sowie Leistungstests werden im Rahmen standardisierter Tests besprochen.