Befragung
Bewertung
Vorteile
Befragungen besitzen folgende Vorteile bei der Datenerhebung (vgl. Berk, 2005; Trautner, 1997):
- Erfassung des subjektiven Erlebens: Das subjektive Erleben (z.B. Gedanken, Gefühle) sowie andere, von außen nicht unmittelbar beobachtbare Phänomene (z.B. Einstellungen, Interessen und Überzeugungen) können erfragt werden.
- Erfragbarkeit größerer Zeitspannen: Befragungen können sich auf eine größere Zeitspanne beziehen und sind nicht auf das aktuelle Erleben und Verhalten beschränkt. Hierdurch lassen sich häufig deutlich mehr Informationen sammeln als bei einer gleichlangen Beobachtung.
- Zahlreiche Einsatzmöglichkeiten: Befragungen bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Sie können beispielsweise zur Hypothesengenerierung dienen, als Vortest eines standardisierten Tests herangezogen oder zur Zusammenstellung eines Itempools genutzt werden. Auch der versuchsbegleitende Einsatz bei (experimentellen) Beobachtungen (vgl. Abschnitte Beobachtung und Experiment) zur Überprüfung des Instruktionsverständnisses und Erfassung des subjektiven Erlebens bietet sich an.
Nachteile
Neben diesen Vorteilen kommen folgende Nachteile bei Befragungen zum Tragen (vgl. Berk, 2005):
- Notwendigkeit der Kommunikationsfähigkeit: Grundlage für Befragungen sind kommunikative Kompetenzen der Befragten. Für zahlreiche Befragungsformen werden sprachliche Fähigkeiten vorausgesetzt. Im entwicklungspsychologischen Kontext ist die Befragung jüngerer Kinder dadurch nicht oder nur eingeschränkt möglich.
- Möglichkeit ungenauer oder falscher Erinnerungen: Menschen können sich an ihr vergangenes Verhalten und Erleben nicht immer (vollständig) erinnern. Folglich wird dieses ungenau oder falsch dargestellt.
- Antwortverzerrungen: Falsche Darstellungen können auch durch Antwortverzerrungen entstehen. Darunter sind Verzerrungen des berichteten Verhaltens und Erlebens zu verstehen, die aus der Befragung selbst resultieren.
- Tendenz zu sozial erwünschtem Verhalten: Beispielsweise existiert eine Tendenz sozial erwünschtes Verhalten zu berichten, welches nicht dem tatsächlichen Verhalten und Erleben des Befragten entsprechen muss.
- Lake-Wobegon-Effekt: Hierbei handelt es sich um eine selbstwertdienliche Verzerrung, bei der die Mehrheit der Menschen annimmt, bestimmte eigene Fähigkeiten seien überdurchschnittlich. Der Effekt wurde nach dem fiktiven Dorf Lake Wobegon benannt, in dem nach dem amerikanischen Schriftsteller und Radiomoderator Garrison Keillor alle Kinder überdurchschnittlich seien.
- Unwahre Antworten: Aufgrund der Befürchtung negativer Konsequenzen werden von Befragten auch bewusst falsche Antworten abgegeben. Typisches Beispiel ist eine falsche Angabe in einem Bewerbungsgespräch.
soziale Erwünschtheit