Beobachtung
Nachteile
Nachteile
Beobachtungen gehen mit folgenden Nachteilen einher (vgl. Trautner, 1997):
- Hoher Aufwand: Die Konstruktion, Durchführung und Auswertung von Beobachtungsverfahren sind mit einem hohen Aufwand verbunden.
- Keine Beobachtbarkeit subjektiven Erlebens: Das subjektive Erleben der Probanden ist nicht beobachtbar, sondern kann nur auf Basis der Beobachtung erschlossen oder durch andere Methoden der Datenerhebung in Erfahrung gebracht werden (vgl. Berk, 2005).
- Fehlbarkeit des Beobachters: Bei der Beobachtung sind auf Seiten des Beobachters unterschiedliche Leistungen vonnöten, die die Wahrnehmung, Beurteilung, Verschlüsselung und Aufzeichnung von Ereignissen betreffen (Trautner, 1997). Der Beobachter nimmt die Rolle des Messinstrumentes ein und kann hierbei diverse Beobachtungs- und Beurteilungsfehler begehen:
- Milde-Härtefehler: Die Merkmale der beobachteten Objekte werden systematisch zu schlecht oder zu gut eingeschätzt. Man spricht auch vom Leniency-Severity-Fehler (Saal & Landy, 1977).
- Tendenz zur Mitte: Unter diesem Beobachtungsfehler wird die Neigung verstanden, das beobachtete Verhalten stets mit mittleren Werten der verwendeten Skala zu versehen und dadurch die Extrembereiche der Skala zu vermeiden.
- Primacy-Effekt: Dieser aus der Gedächtnispsychologie stammende Effekt besagt, dass der erste Eindruck des Beobachters über die Merkmale des Beobachteten einen stärkeren Einfluss besitzt als die nachfolgenden Beobachtungen.
- Beharrungstendenz: Die Tendenz zur Beharrung (perseverance bias) basiert ebenfalls auf dem starken Einfluss des ersten Eindrucks, wobei dieser hier sogar dann noch wirkt, wenn der Eindruck sich als falsch herausgestellt hat.
- Recency-Effekt: Der Recency-Effekt, der ebenfalls der Gedächtnispsychologie entstammt, tritt auf, wenn der letzte Eindruck des Beobachters über die Merkmale des Beobachteten einen stärkeren Einfluss besitzt als vorangegangene Beobachtungen.
- Halo-Effekt: Beim Halo-Effekt erfolgt eine Urteilsverzerrung aufgrund einer hervorstechenden Merkmalsausprägung der beobachteten Person, welche andere Merkmalsurteile beeinflusst bzw. "überstrahlt" (im Griechischen bedeutet "hàlos" Lichthof).
- Logische Fehler: Implizite Persönlichkeitstheorien des Beobachters können die Beobachtung beeinflussen. Beispielsweise könnte der Beobachter annehmen, dass pünktlich erscheinende Personen auch fleißig sind. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer illusorischen Korrelation.
- Rater-Ratee-Interaktionen: Bei diesem Beurteilungsfehler unterscheidet man zwischen einem Ähnlichkeitsfehler und einem Kontrastfehler. Beim Ähnlichkeitsfehler schätzt der Beobachter die Merkmale des Beobachteten in Richtung der eigenen Merkmale ein. Ein Kontrastfehler tritt auf, wenn der Beobachter die Merkmale des Beobachteten in die entgegengesetzte Richtung seiner eigenen Merkmale einstuft.
- Beeinflussbarkeit des beobachteten Geschehens: Der Beobachter kann durch seine Anwesenheit oder Beobachtungstätigkeit das beobachtete Verhalten beeinflussen (Trautner, 1997). In diesem Zusammenhang ist der Hawthorne-Effekt zu nennen. Dieser besagt, dass das bloße Wissen, beobachtet zu werden und Teilnehmer einer Untersuchung zu sein, zu einer Veränderung des natürlichen Verhaltens von Personen führen kann.
- Fehlende Beobachtbarkeit bestimmter Verhaltensweisen: Bestimmte Verhaltensweisen sind zwar grundsätzlich berichtbar, aber nur selten beobachtbar. Ein Beispiel stellen familiäre Auseinandersetzungen dar.
logische Fehler