Unter Durchführungsobjektivität versteht man, dass die Ergebnisse unabhängig von dem durchführenden Testleiter sind.
Beispiel
Beispielsweise ist die Durchführungsobjektivität bei einem Test zu Schmerzbeurteilungen nicht gegeben, wenn Männer unter weiblicher
Testleitung andere Resultate erzielen als unter männlicher Testleitung. In einer Studie von Levine und De Simone (1991) wurden
die Versuchsleiter zunächst aufgefordert, sich geschlechtsstereotypisch zu kleiden und zu verhalten. Männer gaben in der Untersuchung
daraufhin signifikant niedrigere Schmerzbeurteilungen unter einer weiblichen Versuchsleiterin im Vergleich zu einem männlichen
Versuchsleiter ab. Bei Frauen fand sich kein geschlechtsspezifischer Effekt. Nachfolgende Studien, in denen das Geschlecht
nicht stereotypisch überzeichnet wurde, fanden jedoch auch für Männer nur noch minimale Effekte (Lautenbacher, 2009).
Empfehlungen
Um eine hohe Durchführungsobjektivität zu erreichen, sollte das Testhandbuch genaue und standardisierte Anweisungen ohne individuellen
Spielraum zur Durchführung vorgeben. Diese beziehen sich auf die Testinstruktion, d.h. Anweisungen und Erklärungen gegenüber
der Versuchsperson zur Durchführung, sowie auf Testmaterialien, mögliche Zeitbegrenzungen und den Umgang mit auftretenden
Fragen der Testperson (Bortz & Döring, 2006; Moosbrugger & Kelava, 2007). Allerdings können gerade jüngere Kinder durch das
allzu schematische Vorgehen bei der Datenerhebung irritiert werden. Dadurch können noch unzuverlässigere Werte resultieren
(z.B. Rennen-Allhoff & Allhoff, 1987).